Warum trauern wir?

Was bedeutet Trauer für uns Menschen? Wie gehen wir damit um?

Es gibt Momente im Leben,

da steht die Welt für einen

Augenblick still,

und wenn sie sich dann

weiterdreht,

ist nichts mehr

wie es war.

Was bedeutet Trauer?

Trauer Phasen

Jeder von uns hat schon die Erfahrung der Trauer gemacht, das muss nicht immer der Verlust eines geliebten Menschen sein.

Das kann auch der Verlust des Arbeitsplatzes sein, Abschied von einer Beziehung, Abschied von einem Haustier, Abschied aus einer Stadt.

So wie jeder Mensch anders lebt, so trauert auch jeder Mensch anders.

Wir alle kennen das Gefühl des Trauerns und doch ist es manchmal so schwer zu benennen, Worte dafür zu finden.

In unserer Gesellschaft haben wir verlernt mit Trauer umzugehen, Trauer als das zu sehen was sie ist. Ein Teil unseres Lebens.

Wir werden nicht auf Trauer vorbereitet, weshalb wir auf nichts Vertrautes zurückgreifen können. Das macht es so schwer.

Gräser der Trauer

Wir reagieren als ganzer Mensch auf Trauer und Verlust.

  • Körperlich (z.B. Herzbeschwerden, Schlafstörungen, Appetitmangel)
  • Psychisch (z.B. Schmerz, Wut, depressive Verstimmung, Sinnverlust)
  • Im Verhalten (z.B. Ruhelosigkeit, Erstarrung)
  • Sozial (z.B. Rückzug aus dem sozialen Leben, Teilnahmslosigkeit, Überaktivität, Aggressivität)
  • Spirituell (z.B.  Infrage stellen des Glaubens, Abwendung-Hinwendung zum Glauben)

Dies sind alles ganz normale Reaktionen auf diesen Ausnahmezustand. Trauern ist eine gesunde Reaktion auf einen schweren Verlust. Wenn wir darum wissen, können wir auch anders mit diesen Reaktionen von uns oder einem Trauernden in unserem Umfeld umgehen.

Irgendwann habe ich ein schön beschriebenes Bild der Trauer gelesen, was es für mich sehr deutlich beschreibt. Dies möchte ich Ihnen hier in meinen Worten widergeben.

Trauer ist wie das Meer. Jeder schwimmt in seiner eigenen Trauer im Ozean. Manchmal können wir vor lauter dichtem Seegras und Algen nichts mehr sehen, werden festgehalten und heruntergezogen in eine unendliche Tiefe. Hierbei haben wir das Gefühl zu ertrinken.

Es kostet uns viel Kraft und Überwindung bis wir wieder an der Wasseroberfläche sind und durchatmen können. Eine kurze Erholung tritt ein.

Doch die Trauer kommt in Wellen

Trauer kommt in Wellen

Doch Trauer kommt in Wellen, mal kleine oder mittlere Wellen – hier können wir uns auf unseren Schmerz einlassen und uns ein wenig weiter nach vorne tragen lassen. Es kommen aber auch immer wieder Wellen, die mit einer enormen Wucht und Kraft über uns hinwegbrechen, so dass wir weit fortgespült oder zu Boden gedrückt werden. In diesen Momenten hilft es sich daran zu erinnern, dass es leichter ist mit der Welle mitzugehen, als gegen sie anschwimmen zu wollen, sich der Trauer und dem Schmerz hinzugeben und diese zuzulassen.

Es gibt auch Zeiten, da ist der Ozean ganz ruhig und wir treiben scheinbar ganz alleine in der unendlichen Weite unserer Trauer, kein Land in Sicht, kein rettendes Schiff.

In dieser Zeit sind wir auf uns selbst, unseren Schmerz, unsere Wut, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit zurückgeworfen und wenn wir uns diesen Gefühlen  hingeben, können diese wie eine Holzplanke sein, mit der wir ein Stück weiter vorankommen.

Wir können dann unseren Blick weiter richten, so dass wir plötzlich die Delphine und Möwen wahrnehmen, die uns ein Stück begleiten, denn tatsächlich waren sie die ganze Zeit an unserer Seite. Dann erkennen wir, dass auch Menschen an unserer Seite waren, die uns kleine Momente der Erholung geschaffen haben: eine warme Suppe vor der Tür, ein freundlicher Blick, eine Umarmung zur rechten Zeit, ein unerwartetes Gespräch….

Nun kann es Momente geben, in denen wir die wärmende Sonne auf unserer Haut spüren, das Glitzern auf dem Wasser sehen und in der Ferne den Leuchtturm erblicken, der uns erahnen lässt, dass es jenseits der Trauer festes Land gibt.

Trauer Leutturm

Dieses Land ist uns noch nicht vertraut, wir wissen noch nicht was uns erwartet, aber es gibt uns die Sicherheit wieder im Leben anzukommen und mit der Trauer, der Wehmut leben zu lernen und der Freude wieder einen Platz geben zu können.

In dankbarer Erinnerung an das was war.

Trauer

Dies beschreibt wie ich finde die Zeit des Trauerns auf eine sehr klare Art und Weise.

Es ist ein ständiges Auf und Ab, eine Flut von Gefühlen, die wahrgenommen werden wollen. Und ein unglaublicher Kraftakt wieder im eigenen Leben anzukommen, Momente der Freude zu empfinden und den Verstorbenen weiter in seinem Herzen zu tragen.

Auch wenn es für Sie momentan vielleicht noch nicht erkennbar ist, Sie noch kein Land in Sicht sehen, geben Sie die Hoffnung nicht auf, es wird besser.

Die Trauer und auch Ihre Trauer wird sich im Laufe der Zeit verwandeln und Ihr Leben wird wieder gut – anders gut.

Herzlichst,

Ihre Simone Ganz